Eltern
erzählen

Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, kann es hilfreich sein, die Perspektiven von Eltern zu hören, die bereits ihre Kinder in einem Waldkindergarten betreuen lassen. In einem Interview berichten Eltern von ihren Eindrücken, den Vor- und Nachteilen sowie den Aspekten, die für sie besonders wichtig sind.

Warum hast du dich für einen Waldkindergarten entschieden?
Mama von drei aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Ich bin selbst gerne draußen an der Natur und wollte schon immer, dass meine Kinder viel Zeit im Freien verbringen. Zudem liegt der Kindergarten sehr nah bei uns, was für mich ein weiterer Grund war. Und wenn es so etwas Besonderers wie einen Waldkindergarten gibt, dachte ich mir: Das muss ich nutzen. In einem Hauskindergarten habe ich selbst Praktika gemacht, ebenso in Krippen und anderen Einrichtungen, da ich selbst Erzieherin bin. Ich habe diese Umgebung oft als sehr laut und stressig empfunden. Wenn ich nach Hause kam, war ich meistens ziemlich erschöpft. Deshalb stand für mich von Anfang an fest, dass ich meine Kinder in den Waldkindergarten schicke.

Mama von zwei ehemaligen Waldkindern

Mir hat das Konzept gut gefallen, weil ich weiß, dass mein Kind den ganzen Vormittag draußen ist. Es muss sich mit der Natur auseinandersetzen – in einer wunderschönen Umgebung, also im Wald. Nicht nur auf einer Wiese oder einem Feld, sondern wirklich im Wald, mit all den Eindrücken vom Boden, den Bäumen, den Tieren und allem, was es dort gibt.

Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass die Kinder sich im Spiel hauptsächlich mit der Natur beschäftigen. Sie haben keine Unmengen an Plastikspielzeug, mit denen sie sich ablenken, sondern nutzen wirklich nur das, was die Natur hergibt. Das hat mich sehr angesprochen, weil ich das als eine natürliche Art empfinde, wie ein Kind aufwachsen sollte. Wenn man überlegt: Vor hundert Jahren waren Kinder draußen in der Natur. Ihre Freizeit spielte sich nicht im Haus ab, sondern sie waren draußen und haben die Welt in der Natur entdeckt – und das ohne Berge von Playmobil und so weiter. Es gab damals einfach nicht viel, aber die Kinder sind gesund aufgewachsen. Von der körperlichen Stabilität, also dem Immunsystem, bis hin zur Kreativität und Selbstständigkeit – für mich gibt es so viele positive Aspekte.

Meine anderen Kinder waren im Regelkindergarten, und als sich bei meiner Tochter die Möglichkeit ergeben hat, in den Waldkindergarten zu gehen, habe ich gesagt: „Das probieren wir auf jeden Fall! Das wird bestimmt gut.“ Und das war es auch. Ich kann nur Positives sagen.

Wenn die Kinder dann aus dem Kindergartenalter draußen sind, beginnt ja sowieso das Leben, in dem man hauptsächlich drinnen sitzt – in der Schule, daheim. Man hat zwar einen Garten oder so, aber alles ist doch recht begrenzt. Der Wald hingegen ist ein ganz besonderes Naturerlebnis, denke ich.

Hattest du Vorurteile/Ängste und haben sich diese bewahrheitet?
Mama von drei aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Ängste dahingegen, dass ich selber sehr schnell friere, weil ich mich nicht so schnell bewege, hatte ich auch. Aber ich wusste, dass Kinder viel rennen. Und dann habe ich immer am Anfang gedacht: „Hoffentlich werden sie nicht frieren.“ Also die typische Angst von Eltern, wenn sie an den Waldkindergarten denken.

Diese Angst hat sich nicht bestätigt, weil die Kinder nur rennen und unterwegs sind. Klar, machen sie auch ruhigere Dinge, aber die Kinder kommen nicht dazu zu frieren. Also, diese Angst ist ganz schnell verflogen.

Mama von drei aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Also, ich dachte, wenn sie dann mittags heimkommen, wollen sie vielleicht drinnen bleiben, weil sie den ganzen Tag schon draußen waren. Aber das hat mich komplett überrascht, dass sie dann nachmittags eigentlich wieder raus wollen, weil es ihnen so gut gefällt. Ich dachte eher: „Okay, wenn es im Winter früh kalt ist, wollen sie drinnen spielen. Oder da sie morgens keine Spielsachen haben, wollen sie nachmittags lieber mit ihren Spielsachen spielen.“ Aber das war nicht so, bis jetzt noch nicht, und ich habe vier Kinder im Waldkindergarten. Das hat mich wirklich überrascht.

Gab es Herausforderungen im Alltag, und wie bist du damit umgegangen?
Wie zeigt sich das Interesse deines Kindes an Natur, Pflanzen oder Tieren zu Hause?
Mama von drei aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Ich habe auch das Gefühl, dass Kinder sowieso schnell Wissen aufsaugen und mehr über Bäume, Pflanzen und Dinge aus der Forstwirtschaft (wenn zum Beispiel Baumfäller kommen) wissen als wir Erwachsene. Wir haben es vielleicht schon mal gehört, aber vergessen es dann wieder. Kinder merken sich das, sie sind sehr fit, was das Wissen über die Natur angeht. Ich glaube, kein Kind aus einem „Hauskindergarten“ kennt sich in diesem Bereich so gut aus – woher auch?

Welche Aspekte gefallen dir besonders gut?
Mama von drei aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Also am schönsten finde ich, dass es keine Spielsachen im Wald gibt. Klar, es gibt mal eine Schaufel oder auch ein Buch, aber je weniger Spielzeug es gibt, desto kreativer müssen die Kinder sein. Deswegen finde ich, dass Kinder aus dem Waldkindergarten extrem kreativ sind. Sie müssen sich ja jeden Tag aufs Neue etwas ausdenken: Was spielen sie? Mit was spielen sie? Also mit welchen Naturmaterialien? Und was wird dann daraus? Oder sie bauen etwas. Die Kreativität ist also sehr ausgeprägt.


Was mir auch gut gefällt – und ich denke, das ist im Hauskindergarten nicht in diesem Maße der Fall – ist die Förderung der Motorik. Die Feinmotorik wird durch Aktivitäten wie das Sieben von Sand oder das Sammeln und Sortieren von Naturmaterialien gefördert. Aber auch die Grobmotorik: Sie klettern die ganze Zeit, müssen balancieren und versuchen, nicht herunterzufallen. Wie geschickt sie in der Grobmotorik sind, gefällt mir sehr und ist für mich ein großer Vorteil.

Mama von einem aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Das Spiel an sich gefällt mir sehr, auch jetzt noch fürs zweite Kind. Es ist schön, dass sie einfach so lange spielen können, wie sie wollen, und wirklich nicht gezwungen werden, etwas anderes zu tun, nur weil es auf dem Tagesplan steht. Natürlich machen sie ihre Projekte, aber das passiert ganz natürlich und freiwillig. Sie werden nicht gezwungen, daran teilzunehmen, was ich sehr gut finde.

Manchmal schafft man es im Alltag auch einfach nicht, mit dem Kind zu spielen, weil man einen Termin nach dem anderen hat und der Tag oft stressig ist. Im Waldkindergarten haben sie diese freie Zeit zum Spielen. Als Erwachsener gibt mir das ein gutes Gefühl, weil ich weiß, dass sie den ganzen Vormittag gespielt haben. Es ist nicht zwingend nötig, dass ich am Nachmittag noch in den Garten gehe oder mit ihnen zum Spielplatz. Wir können dann auch einfach mal etwas anderes machen.

Mama von zwei ehemaligen Waldkindern

Das Besondere für mich, ganz ehrlich gesagt, waren die Mama-/Papa-Tage, an denen wir mit in den Wald durften. Ich habe wochenlang von den schönen Eindrücken profitiert. Ich habe die Kinder wirklich beneidet, dass sie dort sein durften. Es ist einfach beeindruckend – die Geräuschkulisse, die frische Luft, die Begeisterung der Kinder, wie sie miteinander spielen und was sie spielen. Es hat mich immer sehr beeindruckt, weil es sich so sehr von unserem Alltag zu Hause oder im Regelkindergarten unterscheidet. Es sind einfach andere Spiele und ein anderer Tagesablauf. Ich war immer begeistert, weil ich selbst gerne draußen bin. Ich habe auch immer den Betreuern gesagt: "Ihr habt einen wunderschönen Arbeitsplatz – schöner geht es gar nicht. Ihr seid in der besten Natur, an der frischen Luft, mit Kindern zusammen. Was gibt es Schöneres?"

Gibt es Momente, an die du besonders gerne zurück denkst?
Welche Ratschläge oder Gedanken möchtest du mit anderen Eltern teilen?
Mama von einem aktuellen und einem ehemaligen Waldkind

Zuerst würde ich sagen: Man sollte sich einfach trauen, es auszuprobieren. Auch wenn man denkt, „das dreckige Kind“ – das könnte für viele ein Grund sein, sich unsicher zu fühlen. Man möchte das vielleicht nicht. Aber es gibt viele praktische Lösungen, zum Beispiel einen Wasserstrahler im Auto, um die Sachen direkt vor Ort sauber zu machen, oder eine Wäschewanne, in die sich die Kinder zum Umziehen stellen können. So bleibt der Dreck nur in der Wanne und nicht im gesamten Auto oder Haus.

Ich denke, das Wichtigste ist, dass die Kinder entspannt nach Hause kommen, weil sie draußen gespielt und sich bewegt haben. Und das ist für alle Kinder wichtig. Wie ich vorhin schon sagte: Wenn im Alltag keine Zeit bleibt, um mit den Kindern zu spielen oder draußen zu sein, dann haben sie diese Zeit im Waldkindergarten. Das ist für mich ein großer Pluspunkt – genauso wie die Möglichkeit, die Natur zu erleben und draußen zu spielen.

Mama von zwei ehemaligen Waldkindern

Das Einzige, was ich mir denke, ist, dass man als Eltern ein bisschen mehr Zeit braucht, um die Kinder in den Wald zu bringen und dort wieder abzuholen. Man muss mehr organisieren, zum Beispiel mit den Klamotten, aber mit der Zeit bekommt man eine gewisse Routine.

Ansonsten würde ich die Wahl für einen Waldkindergarten auf jeden Fall unterstützen, weil ich einfach glaube, dass es in unserer zivilisierten und digitalisierten Welt nichts Schöneres gibt, als in der Natur aufzuwachsen. Wir können unseren Kindern das leider nicht mehr so bieten wie früher, vielleicht noch auf dem Land. Der Waldkindergarten hat nur Vorteile. In der Natur gibt es nichts Negatives. Das Kind lernt motorisch, in der Gemeinschaft und in vielen anderen Bereichen. Es ist eigentlich nur positiv – mir fällt spontan nichts Negatives ein. Ich würde es jedem empfehlen.

Ich glaube, es ist für jedes Kind ein Gewinn, weil man im Wald gehorchen muss, in der Gruppe zusammen sein und auf sich sowie auf andere achten muss. Man kann nicht einfach machen, was man will. Die Kinder merken schnell: „Ich darf nicht aus der Sichtweite rennen, ich muss bei der Gruppe bleiben. Ich muss den Regeln folgen, weil es gefährlich werden kann, wenn ich das nicht tue.“

Die Entscheidung für einen Kindergarten ist ein bedeutender Schritt, der gut überlegt sein sollte. Ein Waldkindergarten bietet deinem Kind die Chance, eine enge Verbindung zur Natur aufzubauen und gleichzeitig die Entwicklung deines Kindes auf vielfältige Weise zu fördern. Hier werden Bewegung und Kreativität angeregt, und es entsteht ein Bewusstsein für die Umwelt – ein Wert, der dein Kind ein Leben lang begleiten kann.

Natürlich bringt ein Waldkindergarten auch Herausforderungen mit sich, wie längere Wege oder die Anpassung an äußere Bedingungen. Doch viele Eltern sagen, dass die Vorteile und die wertvollen Erfahrungen, die ihre Kinder hier sammeln, die Mühen bei weitem überwiegen. Am Ende zählt, dass du dich für den Weg entscheidest, der zu deiner Familie passt.